Es gibt endlich Hoffnung
FIP ist heilbar

FIP – bis vor wenigen Jahren noch ein sicheres Todesurteil 

Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) – eine Diagnose, die Katzenbesitzern das Blut in den Adern gefrieren lässt. Über Jahrzehnte bestand keine Möglichkeit den betroffenen Katzen zu helfen. War die Krankheit erst einmal ausgebrochen, gab es keine Heilung mehr. Alle Versuche mit verschiedenen Medikamenten schlugen fehl. Und so zählt(e) FIP zu den häufigsten Todesursachen bei den kleinen Stubentigern.

2019 aber testete Dr. Niels Pedersen einen Wirkstoff mit dem Namen „GS 441524″ und plötzlich gab es Hoffnung.

Wie kommt es zu einer FIP Erkrankung?

Die FIP-Erkrankung wird durch ein normalerweise eher harmloses Virus ausgelöst, dem felinen Coronavirus. Das Coronavirus ist weit verbreitet. Man schätzt, dass ca. 70% aller Katzen weltweit damit infiziert sind. Die Viren befallen den Darm der Katze und verursachen, wenn überhaupt, leichte Durchfälle und Fieber. Katzen mit einem gesunden und ausgereiften Immunsystem merkt man eine Infektion meist überhaupt nicht an. 

Infizierte Katzen scheiden das Virus einige Zeit mit dem Kot aus und so wird es von anderen Tieren über Mund und Nase aufgenommen. In vielen Fällen erfolgt die Übertragung schon während der ersten Lebenswochen von virustragenden Müttern auf die Kitten. Besonders häufig findet man das Feline Coronavirus bei Katzen, die in größeren Gruppen  gehalten werden wie zum Beispiel in Tierheimen oder Katzenzuchten.

Bei 5-10% der Katzen, die mit dem Coronavirus infiziert sind, kommt es Tage oder aber auch noch Jahre nach der Infektion zur Mutation des Virus zum FIP-Virus. Dieses Virus ist nun in der Lage den Darm zu verlassen und sich im ganzen Körper zu verbreiten. 

Grundsätzlich können Katzen jeden Alters an FIP erkranken, am häufigsten sind es aber Tiere im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Auch bei älteren Tieren, ab 14 Jahren tritt die Erkrankung häufig auf. Katzen in größeren Gruppen sind durch die stärkere Viruslast des Coronavirus gefährdeter als solche in kleinen Gruppen. Auch Katzen, die an anderen Infektionskrankheiten wie FIV oder FeLV leiden, sind anfälliger für das Entstehen einer FIP. 

FIP – eine Erkrankung mit vielen Gesichtern

Die Symptome der felinen infektiösen Peritonitis sind vielfältig und entwickeln sich oft schleichend. Häufig fallen die Katzen zunächst durch ein schlechteres Allgemeinbefinden und weniger Appetit auf. Auch Fieber kommt vielmals vor. Andere Symptome variieren, je nachdem welche Organe betroffen sind. 

Es gibt zwei klassische Verlaufsformen. Die feuchte und die trockene FIP. Auch Mischformen sind nicht selten. Bei der feuchten Form kommt es zu Entzündungen in der Bauchhöhle und manchmal auch in der Brusthöhle. Das führt zu massiven Flüssigkeitsansammlungen in den betroffenen Körperhöhlen der Tiere. Diese führen zu Atemnot oder zu einem immer dicker werdenden Bauch, während die Katze ansonsten weiter abmagert. 

Bei der trockenen Form bilden sich entzündliche Knötchen in den inneren Organen und Lymphknoten. Auch okuläre Probleme wie Farbveränderungen oder Blutungen am Auge oder neurologische Beeinträchtigungen wie Störungen im Bewegungsablauf, Blindheit oder epileptische Anfälle kommen bei dieser Form vor. 

Die Diagnose der FIP-Erkrankung ist oft schwierig. Viele der Symptome können auch auf andere Krankheiten passen. Verschiedene Puzzleteile müssen für die Diagnostik zusammengefügt werden. Ein großes Blutbild mit Elektrophorese, eine Ultraschalluntersuchung sowie Röntgenaufnahmen sollten immer dazu gehören.

GS-441524 – das Wunder mit dem niemand gerechnet hatte 

Über 60 Jahre lang war FIP zwar jedem Tierarzt bekannt, aber unheilbar. Die Tiere starben innerhalb kurzer Zeit, bis Dr. Niels Pedersen von der UC Davis in Kalifornien im Rahmen einer Studie ein Medikament testete, das alle Erwartungen übertraf. Er führte eine Versuchsreihe mit Katzen durch, die an FIP erkrankt waren und fast alle Tiere überlebten und hatten auch in den folgenden Jahren keine Rückfälle. 

Auch in Deutschland gibt es nun schon länger Studien mit dem GS-441524. Diese finden an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München unter der Leitung von Prof. Dr. Katrin Hartmann statt und brachten bisher überragende Ergebnisse. Allein die neueste Studie hatte einen Erfolg von 100 Prozent. Alle teilnehmenden Katzen konnten geheilt werden. Prof. Dr. Hartmann sagte dazu in einem Interview mit vetline.de:  „Ich bin absolut begeistert von diesem unglaublich positiven Ergebnis. Ich hätte jeden, der mir das vor einigen Jahren prophezeit hätte, für verrückt erklärt. In der Vergangenheit war es nicht vorstellbar, dass diese Erkrankung bei Katzen heilbar ist. Und nun können wir FIP heilen!“

Was genau ist das GS-441524? 

Das Medikament kommt aus dem Hause Gilead Science in Kalifornien und ist ein Metabolit von Remdesivir. GS-441524 wirkt antiviral. Es dringt in die Zellen ein und verhindert die Vermehrung und Verbreitung der Viren. Das Therapeutikum muss meistens über 84 Tage verabreicht werden. Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht des Tieres und der Form der FIP-Erkrankung. Oft wird das GS-441524 als subkutane Injektion verabreicht, inzwischen ist es aber auch in Tablettenform vorhanden. 

Leider hat dieses großartige Medikament in Europa noch keine Zulassung. Die Firma Gilead Science hat das Patent darauf und gibt es, zumindest zurzeit, nicht frei. Aus diesem Grund dürfen deutsche Tierärzte es weder bestellen noch verabreichen. Sie würden sich sonst strafbar machen. Das hält verzweifelte Katzenbesitzer aber nicht davon ab, ihren geliebten Vierbeinern zu helfen. Sie besorgen sich das Therapeutikum und behandeln ihre Samtpfoten auf eigene Faust. In speziellen Facebook-Gruppen gibt es zahlreiche positive Erfahrungsberichte von genesenen Tieren. Es bleibt zu hoffen, dass das Medikament bald eine Zulassung bekommt und so auch von Tierärzten verabreicht werden darf.